Der Wettkampf

Fr, 21. Jänner 2022 14:57 Uhr
von Martin Pauer

und die ideale Vorbereitung

In den bisherigen drei Ausgaben unserer Mentalserie haben wir uns mit verschiedenen Wettkampfroutinen während eines Tennismatches beschäftigt. Zum Abschluss unseres Kapitels „ROUTINEN“ geht es diesmal um die Wettkampfvorbereitung.

Der erfolgreiche Basketballtrainer Bobby Knight hat einmal gesagt „Jeder hat den Willen zu gewinnen, aber nur wenige haben den Willen sich richtig vorzubereiten, um zu gewinnen“. Große Champions wie Rafael Nadal und Novak Djokovic zeichnet der Wille zu einer „richtigen“ Vorbereitung besonders aus. Keiner von ihnen überlässt seine Wettkampfleistung dem Zufall, sondern investiert in eine gründliche Wettkampfvorbereitung.

Die erfolgreichsten aktiven TennisspielerInnen des vergangenen Jahrzehnts analysieren äußerst gewissenhaft die äußeren Faktoren des bevorstehenden Wettkampfs, berücksichtigen die inneren Faktoren und bereiten sich strategisch auf ihr Match vor. Sie strukturieren ihren Wettkampftag und stellen sich nicht nur physisch, sondern auch mental (gedanklich, emotional) bestmöglich auf den Wettkampf ein. Dadurch legen sie den Grundstein für das Erreichen einer hohen Wettkampfleistung.

In unserer heutigen Ausgabe geben wir Ihnen einen Überblick über verschiedene Phasen der Wettkampfvorbereitung. Wir hoffen, dass Sie darin die eine oder andere Anregung finden wodurch Sie Ihre eigene Wettkampfleistung optimieren können.

TIPP: Bereiten Sie sich schrittweise und gezielt auf ihre Wettkämpfe vor. Setzen Sie sich mit Gegner bzw. der Gegnerin und äußeren Wettkampfbedingungen auseinander, aber auch mit dem zu erwartenden mentalen Anforderungsprofil, das der bevorstehende Wettkampf an Sie stellt. Legen Sie sich daher einen Matchplan, eine persönliche Startroutine und einen mentalen Verhaltensplan zurecht.

Übung

STEP 1: Bereite dich auf einen Wettkampf systematisch vor
Betrachte jedes Match als eine Gelegenheit für die du trainiert hast. Deshalb sollten Wettkämpfen stets eine Trainings- und Vorbereitungsphase vorausgehen. Das Bewusstsein auf ein Ziel hinzuarbeiten richtet deinen Fokus bereits auf die kommenden Aufgaben aus. Hast du die zu erarbeitenden Fertigkeiten in der Trainingsphase gut entwickelt und stabilisiert, versuche sie durch spielsituatives Training und Matchtraining wettkampffest zu machen. In der Vorbereitung auf Wettkämpfe sollten im Training spieltaktische und mentale Aspekte im Vordergrund stehen.

STEP 2: Stelle dich auf die äußeren Faktoren ein und mach dir einen Matchplan
Mach dich in der unmittelbaren Vorbereitung auf ein Turnier gut mit den äußeren Faktoren des Wettkampforts (Anlage, Plätze, Belag, Wetter, Temperatur, Licht, Bälle etc.) vertraut. Finde Möglichkeiten wie du die zu erwartenden Bedingungen bereits im Vorfeld des Turniers simulieren und dich durch entsprechende Maßnahmen vorbereiten kannst. Plane den Zeitpunkt der Anreise zum Turnierort so, dass du Zeit hast dich dort an alles zu gewöhnen. Analysiere strategisch die gegnerischen Stärken und Schwächen, wie du die gegnerischen Stärken neutralisieren und deine Stärken unter Ausnutzung der gegnerischen Schwächen gewinnbringend einsetzen willst.

STEP 3: Baue eine ideale innere Einstellung auf
Je näher der Wettkampf rückt, umso wichtiger wird die ideale innere Einstellung auf das Match. Die aktive Wahrnehmung der Wettkampfbedingungen hängt von den persönlichen Erfahrungen ab. Nimm die durch die Wettkampfbedingungen (Lärm, Klima, Zuschauer, Medieninteresse etc.) hervorgerufenen inneren Bedingungen (innere Unruhe, Müdigkeit, Vorfreude, Nervosität etc.) in dir wahr und stell sie in Relation zum idealen Leistungszustand. Überleg dir Maßnahmen, wie du bis zum Match dein ideales Wettkampfprofil hochfährst und einen konkreten Verhaltensplan für den Umgang mit den mentalen Matchanforderungen (Ablenkungen, kritische Situationen etc.).

STEP 4: Strukturiere deinen Wettkampftag
Plane den zeitlichen Ablauf des Matchtages schon am Vortag. Erledige noch organisatorische Dinge (Einschlagplatz, Partner, Bälle, Tasche packen, Materialcheck etc.), damit am Wettkampftag kein unnötiger Stress aufkommt. Überlege was dir vor einem Match gut tut (Ruhiges Umfeld, Motivationsmusik etc.) und was nicht und lege so für den nächsten Tag einen ziemlich genauen zeitlichen Ablauf (Aufstehen, Frühstück, Fahrt zur Anlage, einschlagen, umziehen, duschen, abschalten, Griffbänder wickeln, mental einstimmen, aufwärmen etc.) fest.

STEP 5: Stimme dich auf den Wettkampf ein
Erfolgreiche SportlerInnen vertrauen am Wettkampftag bewährten Abläufen. Finde heraus was dir unmittelbar vor dem Match Sicherheit, Ruhe, Konzentration, Dynamik und Kraft gibt und wie dein persönlicher Match Count-Down aussehen soll, um beim Match leistungsbereit zu sein. Mit deiner persönlichen Startroutine stimmst du dich physisch und mental systematisch auf den Wettkampf ein und baust gezielt den notwendigen Fokus für die bevorstehende Aufgabe auf. Z.B.: Aufwärmen (5) – Kalte Dusche (4) – Griffband (3) – Schweißbänder (2) – Motto (1) – Go!

Über den Author:
Martin Pauer

  • Lehrreferent für den ÖTV und die Bundessportakademie Wien
  • Staatlich geprüfter Tennistrainer und ÖTV Lizenz Coach
  • Sportpsychologischer Berater und Mentalcoach

  • Arbeitsschwerpunkte
  • Sportpsychologische und psychosoziale Beratung
  • Lehrreferent an der BSPA Wien und im ÖTV
  • Referenten Tätigkeiten (100% Sport, Sport Austria, Verbände, Vereine)

  • Persönlicher Hintergrund
    Menschen beim Erreichen ihrer persönlichen Lebensziele bestmöglich zu unterstützen war schon seit jeher die Motivationsgrundlage für die Wahl meiner beruflichen Tätigkeit. Nachdem ich mich schon sehr früh für die Psychologie und die Pädagogik interessiert habe und mit dem Leistungssport groß geworden bin, war es naheliegend, dass ich einmal in diesen Bereichen beruflich tätig sein würde.

    Für die vielen Begegnungen und damit verbundenen Lebenserfahrungen, die ich in den verschiedensten Themenbereichen sowohl als Berater als auch als Trainer, Erzieher und Betreuer junger SportlerInnen machen durfte, bin ich sehr dankbar. Sie haben mir ermöglicht, unterschiedlichste Sichtweisen kennen zu lernen und dadurch letztendlich auch mich selbst immer wieder weiterzuentwickeln.

    Mehr zu Martin Pauer unter http://www.pauer-coaching.at/

    Dieser Artikel ist ebenso im 'Power Tennismagazin' des Burgenländischen Tennisverbands erschienen. (https://www.tennisburgenland.at/der-btv/tennispower-magazin.html)