Pausenverhalten

Fr, 21. Jänner 2022 14:53 Uhr
von Martin Pauer

bei Satzpausen

Zur persönlichen Leistungssteuerung werden im Tennis verschiedene Wettkampfroutinen eingesetzt. In der dritten Ausgabe unserer
Mentalserie beschäftigen wir uns mit der Bedeutung der Satzpause.

Die verhältnismäßig längere Pausenzeit nach einem beendeten Satz ist ein guter Zeitpunkt um sich vom bisherigen Spielgeschehen zu erholen und emotional Abstand zu gewinnen. Daher wird die Satzpause von Spitzenspieler*innen häufig genutzt, um den Platz zu verlassen. Wenn wir darüber hinwegsehen, dass das Verlassen des Platzes auch ein strategischer Versuch sein könnte den gegnerischen Spielfluss zu stören, so stellt das aktive Hinaustreten aus dem emotional besetzten Tennisplatz vor allem die Maßnahme dar, den Satz nun physisch, gedanklich und emotional hinter sich zu lassen.

Mit dem physischen Ortswechsel wird der Satz mental abgehakt. Gleichzeitig wird die Gefahr reduziert, dass sich durch ein Verweilen auf der Bank nach dem Satzverlust negative Gedanken den Weg bahnen und Lageorientierung einstellt. Häufig fällt es daher außerhalb des Platzes leichter sich wieder zu sammeln, die aktuelle innere Einstellung zu überprüfen, sie gegebenenfalls zu regulieren und danach wieder fokussiert das Spiel aufzunehmen. Signalisiert wird die wiedererlangte Handlungsfähigkeit und vollkommene Bereitschaft mit dem selbstsicheren Wiederbetreten des Platzes.

Steuerung des Pausenverhaltens bei Satzpausen
(Dauer: 120 sec. und länger)

Phase 1: Reaktion und Verarbeitung (5-15 sec.)

Phase 2: Entspannung und Analyse (60-90 sec.)

Phase 3: Aktivierung und Vorbereitung (15-20 sec.)

Phase 4: Konzentration und Fokussierung (5-8 sec.)

TIPP:: Nutzen Sie die Satzpause um sich mental gut zu sammeln!

Übung

Phase 1: Reaktion und Verarbeitung
Signalisiere dir die Beendigung des Satzes mittels entschiedener Bewegung und positivem Zuspruch. Hol dir dein Handtuch und suche nach Rücksprache mit dem Schiedsrichter für deine mentale Auszeit einen ruhigen Ort (Toilette) auf. Du signalisierst dir dadurch, dass du den Satz abgeschlossen hast und ihn nun auch gedanklich hinter dir lässt. Falls du bevorzugst auf dem Platz zu bleiben, nimm zunächst einmal auf deiner Bank Platz und trinke einen Schluck. Lass nun deinen Blick, sofern du den Platz nicht verlassen haben solltest, von deiner Bank aus zunächst ein wenig in die Ferne schweifen, um etwas Abstand zum bisherigen Geschehen zu gewinnen.

Phase 2: Entspannung und Analyse
Schirme dich anschließend so gut wie möglich ab. Am Platz kannst du das tun indem du die Augen schließt oder mit einem Handtuch deinen Kopf und dein Gesicht bedeckst. Beruhige deine Atmung und stelle dir nun einen Ort vor, der für dich Ruhe und Entspannung bedeutet. Verspürst du sehr großen Druck und empfindest die Wettkampfsituation als bedrohlich, so kann es hilfreich sein, die Bedeutung, die du dieser Situation gibst, genauer zu hinterfragen und das Tennismatch in Relation zu anderen Dingen zu setzen. Oft hilft ein Abschwächen der Bedeutung bereits ein wenig lockerer an die Aufgabe heranzutreten.
Mach dir nun die wesentlichen Fähigkeiten bewusst, die du fortan zeigen willst, um deinem Spiel jetzt eine erfolgreiche Wende zu geben. Vielleicht hast du sie in der Vergangenheit ja sogar schon mal gezeigt. Wenn ja, dann visualisiere diese Leistung und das tolle Gefühl, das du dabei empfunden und die starke Körpersprache, die du dabei gezeigt hast. Du kannst dir aber auch eine Person vorstellen, die jene Fähigkeit ganz besonders besitzt und der, wenn du gleich den Platz betrittst, in dieser Hinsicht nacheifern möchtest. Öffne nun wieder die Augen, verinnerlich dir deine weitere taktische Handlungsabsicht und schreite, falls du zuvor den Platz verlassen hast, jetzt wieder entschlossen und selbstsicher dorthin zurück.

Phase 3: Aktivierung und Vorbereitung
Trockne dich noch kurz ab und trink einen kleinen Schluck. Falls du hingegen zuvor am Platz geblieben bist und dort deine Routine durchgeführt hast, ist spätestens jetzt der Zeitpunkt gekommen, von der Bank aufzustehen und dich wieder zu aktivieren. Ermutige dich durch ein positives Selbstgespräch. Nimm deinen Schläger, nicke mit dem Kopf, mache einen kräftigen Atemstoß und hänge dein Handtuch wieder an der Rückseite des Platzes in den Zaun.

Phase 4: Konzentration und Fokussierung
Bereite dich nun gedanklich auf die Spieleröffnungsphase vor und beende die Pausenroutine für die Satzpause mithilfe derselben Aktionsabfolge, die du gewöhnlich bei der Pausenroutine bei Seitenwechseln durchführst.

Über den Author:
Martin Pauer

  • Lehrreferent für den ÖTV und die Bundessportakademie Wien
  • Staatlich geprüfter Tennistrainer und ÖTV Lizenz Coach
  • Sportpsychologischer Berater und Mentalcoach

  • Arbeitsschwerpunkte
  • Sportpsychologische und psychosoziale Beratung
  • Lehrreferent an der BSPA Wien und im ÖTV
  • Referenten Tätigkeiten (100% Sport, Sport Austria, Verbände, Vereine)

  • Persönlicher Hintergrund
    Menschen beim Erreichen ihrer persönlichen Lebensziele bestmöglich zu unterstützen war schon seit jeher die Motivationsgrundlage für die Wahl meiner beruflichen Tätigkeit. Nachdem ich mich schon sehr früh für die Psychologie und die Pädagogik interessiert habe und mit dem Leistungssport groß geworden bin, war es naheliegend, dass ich einmal in diesen Bereichen beruflich tätig sein würde.

    Für die vielen Begegnungen und damit verbundenen Lebenserfahrungen, die ich in den verschiedensten Themenbereichen sowohl als Berater als auch als Trainer, Erzieher und Betreuer junger SportlerInnen machen durfte, bin ich sehr dankbar. Sie haben mir ermöglicht, unterschiedlichste Sichtweisen kennen zu lernen und dadurch letztendlich auch mich selbst immer wieder weiterzuentwickeln.

    Mehr zu Martin Pauer unter http://www.pauer-coaching.at/

    Dieser Artikel ist ebenso im 'Power Tennismagazin' des Burgenländischen Tennisverbands erschienen. (https://www.tennisburgenland.at/der-btv/tennispower-magazin.html)